Was ist Yoga?
Was genau ist eigentlich Yoga?
Darauf gibt uns Patanjali in den Yoga Sutren eine Antwort:
„Yogah cittavrtti nirodhah“ - Yoga ist der Zustand, in dem der Geist zur Ruhe kommt.
Das klingt doch richtig toll, bleibt nur die Frage: wie erreichen wir Yoga?
Auch darauf gibt uns Patanjali eine Antwort. Im zweiten Kapitel des Yogasutra beschreibt er den ganzheitlichen Übungsweg als 8-gliedrigen Pfad (ASHTANGA MARGA). Das spannende daran ist, dass diese Schriften unglaublich alt sind (es wird vermutet an die 2000 Jahre) und dabei trotzdem zeitlos und bis heute gültig. Die 8 Übungsglieder bieten auch im 21. Jahrhundert Hinweise, wie man den Zustand von Yoga erreichen kann.
Der 8-stufige Pfad im Überblick
Yamas – Verhaltensregeln im Umgang mit der Natur und anderen Menschen
Niyamas – Verhaltensregeln im Umgang mit uns selbst
Asana – Körperübungen
Pranayama – Atemübungen
Pratyahara – Der Rückzug der Sinne nach Innen
Dharana – Konzentration und Ausrichtung des Geistes
Dhyana – Meditation
Samadhi- Vollkommene Erkenntnis, Einheitserfahrung
Yamas und Niyamas sind Verhaltenshinweise, wie man Yoga im Alltag, abseits der Matte, praktizieren kann. Denn auch wenn wir Yoga für bzw. mit uns selbst üben, leben wir in einer Gemeinschaft in der wir den Umgang miteinander gleichermaßen wohlwollend praktizieren möchten.
Die 5 Yamas, also Hinweise im Umgang mit unserer Umwelt, sind
Ahimsa: Gewaltlosigkeit
Satya: Wahrhaftigkeit
Asteya: Nicht-Stehlen
Brahmacarya: Handeln im Bewusstsein des „Göttlichen“
Aparigraha: Anspruchslosigkeit
Die 5 Niyamas sind eine Anleitung zum Umgang mit uns selbst
Shauca: Reinigung von Körper und Geist
Santosha: Genügsamkeit und Dankbarkeit
Tapas: Disziplin
Svadhyaya: Selbststudium
Ishvara Pranidhana: Hingabe an etwas „Höheres“
Asanas sind Körperübungen und sollen die Gesundheit erhalten bzw. wiederherstellen und die Widerstandsfähigkeit des Körpers steigern. Durch Asanas soll der Körper auf die Meditation, also das lange Sitzen, vorbereitet werden.
Durch Pranayama (Atemtechniken) lernen wir, den Atem zu führen und ihn lang und fein werden zu lassen. Damit bildet Pranayama in gewisser Weise ein Tor zwischen Körper und Geist. Denn mit dem Atem können wir das Prana, die Lebensenergie, beeinflussen.
Pratyahara meint das Besänftigen der Sinne, die im Alltag ganz unkontrolliert auf äußere Reize reagieren, und schließlich ihren Rückzug nach Innen.
Die letzten 3 Stufen nennt Patanjali Samyama, das bedeutet Versenkung. Dazu gehört Dharana, die anhaltende Ausrichtung des Geistes und die Steigerung davon: Dhyana, die Meditation. Samadhi, das Ziel des Yogawegs, ist die aus den beiden vorangehenden Gliedern resultierende vollkommene Erkenntnis, die innere Freiheit bringt.
Zum Yoga gehört also viel mehr als Asanas zu üben bis sie „perfekt“ aussehen.
Wenn wir dem Pfad achtsam folgen und Atem, Geist und Sinne mit in unsere Praxis einbeziehen, erhalten wir einen ganzheitlichen Übungsweg. Auch wenn das Erreichen von absoluter Freiheit ein ganz schön hoch gestecktes Ziel sein mag, lernen wir unterwegs eine Menge über uns selbst und erhalten dabei die Möglichkeit innere Verhaltensmuster und die Ursachen für Leid ebenso zu erkennen wie die umwerfende Schönheit der Welt. Dinge brauchen Zeit, deswegen: practice and ALL is coming!
Autorin: Kathlina Anna